Wohin im medizinischen Notfall? (2023)

Berlin, aktualisiert am 06. September 2022 – Überfüllte Notaufnahmen, lange Wartezeiten – wer schon einmal ungeplant ins Krankenhaus musste, kennt das. Allerdings ist nicht jeder, der die 112 wählt oder direkt in die Notaufnahme kommt, auch ein Notfall. Die Zahl derer, die gar keine dringende Behandlung brauchen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Das liegt auch daran, dass viele gar nicht wissen, an wen sie sich bei medizinischen Beschwerden wenden können.

Welche Nummer wählt man bei medizinischen Beschwerden? In den Infokorb legen

In welchen Fällen es sich um einen medizinischen Notfall handelt und welche Anlaufstellen sonst zur Verfügung stehen, erfahren Sie in diesem Film.

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Welche Nummer wähle ich bei medizinischen Beschwerden?

Wenn Beschwerden einen aus dem Alltag reißen, gibt es nur ein Ziel: sie schnell wieder loswerden. Der scheinbar naheliegendste Weg führt hierbei
in die Notaufnahme. Doch oftmals handelt es sich bei den Beschwerden
um gar keine Notfälle. Da die Notaufnahme mit weniger schlimmen Verletzungen oft überfüllt ist, verzögert sich die Behandlung von echten Notfällen. Das kann fatale Folgen haben.

Deshalb ist es wichtig, einen Notfall erkennen zu können. Doch auch, wenn es kein Notfall ist – manche Beschwerden können so schlimm sein, dass ein Arztbesuch nicht warten kann. Eigentlich ist es ganz einfach:
Wenn Lebensgefahr besteht oder bleibende Schäden nicht ausgeschlossen werden können, wählt man den Notruf: 112
Bei allen anderen medizinischen Problemen wendet man sich an den Hausarzt. Außerhalb der Sprechzeiten des Hausarztes hilft die kassenärztliche Rufbereitschaft, deutschlandweit die 116117. Diese schätzt das Problem ein und bestellt den Kranken in eine geöffnete Praxis. Oder sie schickt, bei Bedarf, einen Bereitschaftsarzt direkt nach Hause.

Deshalb: Bei allen medizinischen Problemen den Hausarzt anrufen. Wenn der nicht erreichbar ist, die kassenärztliche Rufbereitschaft: 116117. Und bei echten Notfällen: Sofort in die Notaufnahme oder 112 rufen.

Wissen ist gesund.

(Video) Notfall Notaufnahme – Was läuft schief? | Alltag in Ambulanzen | Doku aus Österreich

Wann ins Krankenhaus, wann zum Arzt? In den Infokorb legen

Für einen Laien ist es in manchen Situationen nicht leicht zu unterscheiden, ob es sich um einen wirklichen Notfall handelt oder nicht. Grundsätzlich geht man von einem Notfall aus, wenn Lebensgefahr besteht oder bleibende Schäden nicht ausgeschlossen werden können. Dazu gehören beispielsweise schwere Unfälle, der Verdacht auf einen Schlaganfall oder Herzinfarkt, starker Blutverlust und ähnliche Situationen. Dann ist klar: Sofort die 112 wählen oder eine Rettungsstelle aufsuchen.

Ansonsten wendet man sich nach Möglichkeit erst einmal an seine Hausärztin oder den Hausarzt. Wenn man sich unsicher ist, in der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen, wenn keine Praxis geöffnet hat und der Arztbesuch nicht aufgeschoben werden kann, hilft der Ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen (auch Notdienst oder Notfalldienst genannt). Er ist unter der kostenfreien Nummer 116117 erreichbar. Anrufer werden automatisch an die für den Wohnort zuständige Zentrale weitergeleitet. Das medizinische Fachpersonal des Bereitschaftsdienstes schätzt ein, ob jemand dringend Hilfe braucht, ein Hausbesuch nötig ist oder der Patient eine sogenannte Bereitschaftspraxis aufsuchen sollte. Kann der Arztbesuch nicht bis zum nächsten Werktag warten, behandeln Haus- und Fachärzte auch außerhalb der regulären Sprechzeiten in bundesweit über 600 Bereitschaftspraxen. Der ärztliche Bereitschaftsdienst versorgt sowohl Kassen- als auch Privatpatienten.

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Versorgung im Notfall und medizinische Hilfe in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen

Notrufnummer 112
Bei akuten, eventuell lebensbedrohlichen Zuständen. Die Notrufnummer kann von jedem Telefon oder Handy kostenlos gewählt werden. Sie gilt in ganz Europa.

Notfallaufnahme im Krankenhaus
Bei gravierenden gesundheitlichen Problemen oder wenn bleibende Schäden nicht ausgeschlossen werden können, Sie aber noch in der Lage sind, selbst ein Krankenhaus aufzusuchen

116117 – Ärztlicher Bereitschaftsdienst
Wenn Sie nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, jedoch nicht bis zur nächsten Sprechzeit warten können– weitere Informationen unter https://www.116117.de

(Video) Wenn Medizin uns krank macht | SWR Nachtcafé

Wie läuft der Notruf ab? In den Infokorb legen

Ein Notruf über die Nummer 112 wird von geschulten Mitarbeitern entgegengenommen. Sie stellen gezielte Fragen und führen den Anrufer durch das Gespräch. Meist wird zuerst nach dem Notfallort (Wo?) gefragt. Wird das Gespräch unterbrochen, kann so dennoch Hilfe geschickt werden. Dann werden Angaben zum Geschehen (Was?), zu den Betroffenen und zum Anrufer (Wer? Wie viele?) entgegengenommen und weitere Details geklärt. Der Mitarbeiter entscheidet mit Hilfe der Angaben, ob ein Rettungswagen kommen muss und ob außerdem ein Notarzt benötigt wird. Häufig gibt es weitere Rückfragen: daher bitte nicht einfach auflegen, sondern abwarten und diese ebenfalls beantworten.

Wenn der Rettungsdienst beim Patienten eintrifft, übernehmen die Rettungskräfte die Erstversorgung. Falls nötig wird die kranke oder verletzte Person so schnell wie möglich in die Notaufnahme eines Krankenhauses transportiert.

Im Notfall richtig handeln

Wohin im medizinischen Notfall? (5)

5 hilfreiche Tipps

Im Notfall ist Erste Hilfe oft überlebenswichtig. Sie zu leisten, ist oft einfacher, als man denkt.

Was passiert in der Notaufnahme? In den Infokorb legen

(Video) ✪ Das Intensiv-Team: Auf Leben und Tod Doku 2017 NEU (HD)

In einer Notaufnahme prüfen Fachkräfte in der Regel zunächstwelche Fälle dringend sind und sofort behandelt werden müssen.Dafür werden in der Regel die Vital-Zeichen geprüft. Zu den Vital-Zeichen gehören Atmung, Puls, Blutdruck, Körpertemperatur sowie Symptome und Angaben des Patienten. Für die Einteilung der Patienten gibt es verschieden Methoden. Manche Krankenhäuser sortieren z. B. nach Stabilität und Gefährdung des Patienten.Andere Krankenhäuser arbeiten mit einem fünfstufigen System mit den Farben rot, orange, gelb, grün und blau, wobei rot eine sofortige Behandlung bedeutet und blau eine nicht dringende Behandlung. Es ist deshalb wichtig, direkt bei der Anmeldung klare Angaben über die gesundheitlichen Beschwerden zu machen.

Bemühungen die Notversorgung weiter zu verbessern In den Infokorb legen

Seit Jahren gehen immer mehr Menschen mit banalen Alltagsbeschwerden in die überlasteten Rettungsstellen, die den Krankenhäusern angegliedert und für medizinische Notfälle vorgesehen sind. Das kostet Krankenhäusern viel Geld, die Nicht-Notfälle verstopfen die Leitungen des Notfalldienstes 112 und behindern oder verzögern die zeitnahe Behandlung der dringenden Notfälle.

Aus diesem Grund gibt es Überlegungen, die Notfallversorgung neu zu ordnen. Krankenhäuser sollen künftig nach Notfallstufen gestaffelt werden und müssen bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Dazu hatte der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) neue Regelungen beschlossen, die im November 2020 in Kraft getreten sind. In einem Positionspapier, das von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben wurde, schlagen Experten z. B. vor, dass die Ersteinschätzung von Notfallpatienten telefonisch erfolgen könnte.

Schon jetzt werden alternative Versorgungsmodelle wie beispielsweise Portalpraxen erprobt. Eine Portalpraxis ist eine Notdienstpraxis, die an eine Notaufnahme gebunden ist. Hier entscheidet das Personal am Empfang, wo eintreffende Patienten und Patientinnen behandelt werden: Echte Notfälle landen in der Notaufnahme des Krankenhauses; Patienten, die kein Notfall sind, werden vom Hausarzt in der Portalpraxis behandelt.

Seit wann gibt es die 112?

Als der achtjährige Björn Steiger 1969 bei einem Verkehrsunfall starb, gab es noch keinen funktionierenden Rettungsdienst. Gemeinsam mit Freunden gründen die Eltern die Björn Steiger Stiftung, um den Auf- und Ausbau des Notfallsystems in Deutschland voranzutreiben – mit Erfolg: 1973 wurden die bundesweit einheitlichen Notrufnummern 110 und 112 eingeführt.

Quellen

aerzteblatt.de. 2019. Portalpraxen soll es flächendeckend in Nordrhein-Westfalen geben [online] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/100995/Portalpraxen-soll-es-flaechendeckend-in-Nordrhein-Westfalen-geben [05.08.2022]

Bertelsmann Stiftung. 2022. Neuordnung Notfallversorgung. Verfügbar unter: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/neuordnung-notfallversorgung-all[05.08.2022]

Deutsches Rotes Kreuz. Notruf 112 [online] https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/notruf-112/ [05.08.2022]

Deutsches Rotes Kreuz (DRK): Rettungsdienst [online]. https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/bevoelkerungsschutz/rettungsdienst/ [06.02.2019]

Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Regelungen zu einem gestuften System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern gemäß § 136c Absatz 4 SGB V: Erstfassung [online]. 2018. https://www.g-ba.de/informationen/beschluesse/3301/ [05.08.2022].

Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV): Der ärztliche Bereitschaftsdienst [online]. https://www.116117.de/html/de/bereitschaftsdienst.php#content151 [07.02.2019]

Möckel M, Reiter S, Lindner T, Slagman A. „Triagierung“ – Ersteinschätzung von Patienten in der zentralen Notaufnahme. 2020. Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin 8:2020. Heidelberg: Springer.

Pschyrembel. Emergency Severity Index (ESI) [online] https://www.pschyrembel.de/Emergency%20Severity%20Index/K0008 [05.08.2022]

Pschyrembel. Manchester Triage (MST) [online] https://www.pschyrembel.de/Manchester%20Triage%20System/K0RQ5/doc/ [05.08.2022]

Scherer M, Lühmann D, Kazek A, Hansen H, Schäfer I. Patienten in Notfallambulanzen. Querschnittstudie zur subjektiv empfundenen Behandlungsdringlichkeit und zu den Motiven, die Notfallambulanzen von Krankenhäusern aufzusuchen. Dtsch Arztebl Int 2017; 114(39): 645-52; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0645

Steiger-Stiftung. Über die Stiftung [online] https://www.steiger-stiftung.de/historie#content [05.08.2022]

(Video) Pacing! Schrittmachertherapie im Notfall

Aktualität der Informationen

Dieser Text wurde am 11. Februar 2019 erstellt und wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert.

Videos

1. Rushhour in der Notaufnahme: Leben retten im Team | SPIEGEL TV
(DER SPIEGEL)
2. Universitäres Notfall Zentrum Inselspital Bern, Deutsche Version
(Stefan Krause)
3. Notfall Krankenhaus – ist unsere Gesundheit in Gefahr?
(SWR)
4. In der Notaufnahme – Eine Spätschicht des Notfallteams am Unispital Zürich | Reportage | SRF
(SRF Dok)
5. Not in der Notaufnahme: Lebensretter am Limit (SPIEGEL TV Reportage)
(DER SPIEGEL)
6. Risiko als Privatpatient: Wenn die Beiträge plötzlich unbezahlbar werden | Gesundheit | BR
(Bayerischer Rundfunk)
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Author: Fr. Dewey Fisher

Last Updated: 06/24/2023

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